Mit großer Freude und ebensolcher Erwartung, fieberte ich meiner gelungenen Reservierung im legendären Landhaus Bacher entgegen.
Vielleicht hätte ich für die Premiere in diesem wunderschönen Traditionshaus, nicht gerade den Halloween Abend aussuchen sollen.
Naja, das war nicht mein einziger Fehler.
Also:
- Wenn ich in Mautern bin, gehe ich auch immer zum Heurigen Greimel. Das war prinzipiell toll. Aber die Genuss Jause, auch wenn es die Kinderportion gewesen ist, hat sich schlecht auf meinen Appetit ausgewirkt.
- Ich habe gelernt, dass ich meine Vorliebe für vegane Speisen auch bei der Reservierung aussprechen muss. Was zugegebener Weise, bei der Kommunikation über E-Mail Formulare schwierig ist. Gut, wir haben alle etwas zu verdauen gehabt.
- Ich bin nicht die richtige für das food Konzept: ein Menü, ein Abend. Diese Erfahrung habe ich schon öfter gemacht. Mein heißgeliebtes Tian hat mir die Freude gemacht, a la carte im Tian Bistro (ich nenne es immer: das kleine Tian) anzubieten. Es ist mir einfach unmöglich all die wundervollen Gänge und Getränke mit der Ehre, die unbedingt angebracht wäre, zu genießen. Auch im Kloster UND war ich schon verzweifelt. Und diesmal kams ganz dick. Aber lest selbst.
Schon das Eintreten in dieses gemütliche, so stilvolle, hauben gekrönte Haus ist ein besonders erfreuliches Erlebnis. Den Garten kannte ich vom Sommer. Da ist er geschmackvoll den Jahreszeiten entsprechend dekoriert. Die Gäst_innen genießen das Essen so lange es das Wetter zulässt, draußen.
Temperaturtechnisch ist das in der Wachau am 31.10. auszuschließen. Keinen Gedanken habe ich also an den Garten “verschwendet”. Wie kurzsichtig von mir! Mit unzähligen kleinen Lichtern, Kerzen, Stehtischchen, Herbstblumen, bunten Blättern und dekorativen Elementen will ich schon gleich einfach nur da stehen, ein Gläschen genießen und die Sterne bewundern. Die Raucher_innen machen das ja auch. Wieder einmal überlege ich auch mit dem Rauchen zu beginnen. Diese Idee habe ich in der Arbeit recht oft.
Aber auch drinnen ist es gemütlich. Die Mäntel werden abgenommen und versteckt. Der bestellte Tisch uns zugeteilt.
Ich schwöre: unsere Popschis haben die Sessel noch nicht gewärmt, stürzt eine freundliche Dame auf uns zu und belädt den Tisch mit gefühlten 15 Speisen. Genau kann ich es nicht sagen, denn beinahe genauso schnell wie die Delikatessen da gewesen sind, waren sie auch wieder weg.
Es trug sich nämlich folgendes zu: einem singenden Boten gleich, zwitscherte sie die Namen und Premium Zutaten, der herbeigezauberten Kunstwerke. Es ging alles Blitzschnell. Meine Freundin, konnte dem Singsang zwei drei Hauptwörter entnehmen. Ich selbst war noch mit schauen total gefordert. Diese Substantive klangen nach “Ente” und “Saibling”. Mein Freundin schaute ähnlich verdutzt wie ich, wenn auch aus anderen Gründen. Schade, ich hätte gerne noch ein bisschen geschaut – aber unter vielen Entschuldigungen verschwand die essbare Kunstausstellung von unserem Tisch.
Selbstverständlich habe ich schon vor der Reservierung sichergestellt, dass wir sowohl ala Carte als auch vegan verwöhnt werden würden. Also, viele Entschuldigungen seitens des Services (also soooo schlimm war das jetzt auch nicht!) und auf ein Neues.
Dann passierte allerdings etwas, das mir tatsächlich ein vergleichbar säuerliches Lächeln auf die Lippen betonierte, wie der mir gegenüber stehenden Dame. Wir brachten unsere Wünsche vor und lösten damit folgende Reaktion aus: “Ach, zwei Vorspeisen?!”
Wie glücklich alle Beteiligten über diese schmal wirkende Bestellung noch sein würden, ahnten wir noch nicht.
Vergleichbar mit der Qualität, den Strophen und der notwendigen Zeit einer Wagner Oper wurden uns die Grüße aus der Küche kredenzt. Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Und das liegt nicht daran, dass ich hauptsächlich im Wirtshaus zum Mittagsmenü anzutreffen wäre. Mir persönlich drängte sich ja die Meinung auf, dass es sich um einen Kommunikationsfehler zwischen Service und Küche gehandelt hat. Diese unzähligen Luxusgeschöpfe hätten wohl die Zwischengänge des komplett Menüs sein sollen und nicht die Gold Pompons von zwei Vorspeisen. Aber so geschah es eben.
Und dann passierte noch folgendes. So beim 4. Gruß aus der Küche, wurde mir etwas, sagen wir mal, besonders. Irgendetwas schmeckte mir nicht. Es war für mich fischig. Meine Freundin konnte diesen Eindruck nicht bestätigen. Noch ein mini Kostpröbchen, nein, das wollte mein Körperchen absolut nicht. Eine besonders kunstvoll gefaltete Rüben Rarität in einem passenden Säftchen, erweckte in mir Gefühle, die ich leider aus meiner vor veganen Zeit kannte. Mir wurde super übel. Eine geheimnisvolle Abfolge von Abwehrreaktionen, ließen mich in einem sehr schlechten Hautton zurück. Unter all diesen wunderschönen, gebildeten (glaube ich halt), wohlerzogenen Menschen wußte ich gar nicht wohin mit mir. Alle sahen so normal und glücklich aus, was mir unverständlich war, weil mir so wahnsinnig heiß wurde, dass meine Haare abstanden. Da ein Blick in die Runde unmissverständlich klar machte, ein naked look wäre gerade keine Option, flüchtete ich in den Garten um mal Luft zu bekommen.
Danach war ich zwar wieder in der Lage mich an den Kamin mit den anderen zu setzen (hot, hot, hot) aber die kleine, unschuldige Rübe, war das letzte was meine Lippen an diesem Abend berührte.
Schnaps und Brot wurden mir angeboten, später ein Arzt. Hach, so lieb, doch es ging sich alles gerade noch so aus. Ich kam mit dem Leben davon. Wahrscheinlich war es Histamin. Hatte ich früher öfter mal, seit ich vegan esse aber nicht mehr. Pflanzliche Ernährung heilt aber nicht automatisch eine Histaminintoleranz. Nein, nein. Ich weiche nur beim selber kochen den Histaminbomben aus. Gereiftem Essig zum Beispiel. Dieser scheint auch diesmal der Auslöser meiner Nahtoderfahrung zu Halloween gewesen zu sein.
Mir war das Bewundern der Kombination aus Können, Liebe zum Kochen, Tradition, Lebensmittel höchster Güte und Talent sowieso Lieber. Sobald mein Organismus wieder auf Betriebstemperatur runtergefahren ist konnte ich genauso verklärt vor mich hin grinsen, wie die anderen Gäst_innen. Die einen weil sie so schön satt waren, ich weil ich es geschafft habe meine Kleider anzubehalten und die rote Gesichtsfarbe wieder auf blass gewechselt hat.
Für Liebhaber_innen von Fleisch- und Fischgerichten, die an Qualität, Regionalität und mit handwerklichem Geschick der Extraklasse auf den Tisch kommen, ist das Landhaus Bacher Garant für einen unvergesslichen Festabend.
Am pflanzlichen Angebot sehe ich noch die berühmte “Luft nach oben”. Noch hat die Speisendarbietung etwas von einer Leistungsschau, die eindeutig unzählige Pluspunkte für Optik und Qualität einbringen würde. Was mir gefehlt hat, waren pflanzliche Proteinquellen und auch die Genuss bringenden Kohlenhydrate waren mager vertreten. Dafür fand ich ein Übermaß an Fett, Säure und Gemüse, oft in roher Form vor. Zugegeben: gerade die Proteinquellen sind ja in der rein pflanzlichen Küche die Angstgegner_innen. Da braucht es schon Mut und Fingerspitzengefühl Bohnen, Linsen und Co haubentauglich zu kredenzen. Ich bin mir aber ganz sicher, dass das Team dieses Lokals spannendes kreieren kann und bei genug Nachfrage auch zaubern wird. Denn die Freude am Kochen, die Liebe zu den Gäst_innen, die strahlt in jede Ecke, dieses märchenhaften Hauses.
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Deine Susanne
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